ADHS und Coaching – Chancen und Herausforderungen

adhs und coaching

ADHS ist längst kein Kindheitsthema mehr. Immer mehr Erwachsene erkennen, dass ihre Konzentrationsprobleme, die ständige Reizüberflutung oder die Schwierigkeiten mit Struktur und Routinen tiefere Ursachen haben. Genau hier kann Coaching eine große Unterstützung sein – sowohl aus der Perspektive der Klient:innen als auch aus der Sicht des Coaches.

Meine eigene Story mit ADHS

Schon in meiner Schulzeit hatte ich das Gefühl, ich funktioniere „anders“ als viele meiner Mitschüler:innen. Ich war vergesslich – Hefte blieben zuhause und Flüchtigkeitsfehler bei Schularbeiten und Tests waren so gut wie vorprogrammiert. Auch die Hyperaktivität hat sich im Alltag bemerkbar gemacht und war wahrscheinlich ein wesentlicher Grund dafür, warum ich mit 7 Jahren mit dem Schlagzeug spielen begonnen habe.

Emotional brachte (und bringt mich noch heute) vieles schnell aus der Bahn. Seit dem Einstieg ins Berufsleben kennzeichnen regelmäßige Wechsel von Arbeitgebern und auch Berufen meinen Lebenslauf. Richtig deutlich wurden die Auswirkungen von ADHS aber für mich persönlich aber erst, als ich 2022 auf ein Segelboot gezogen bin und dort meiner Selbstständigkeit als Coach nachgehe. Ich vertiefte mich die letzten Jahre immer weiter in dieses Thema und Stück für Stück ergab so vieles, was mein Verhalten betrifft, immer mehr Sinn.

Wenn ich meinen Alltag selbst gestalte, zeigt sich ebenfalls schnell, wie schwierig es mit den Eigenheiten von ADHS sein kann, Struktur zu halten und seinen Alltag zu bewältigen. Dinge wie der Jahresabschluss fürs Finanzamt oder auch andere Termine oder Tätigkeiten im Arbeitsalltag werden oft bis zur letzten Minute hinausgeschoben – nicht, weil man darauf vergessen hätte, sondern weil ich mich einfach nicht dazu überwinden kann, Tätigkeiten auszuführen, die mir langweilig erscheinen.

Gleichzeitig wurde an Bord auch meine Hyperaktivität sichtbarer: Während ich jetzt – im Gegensatz zu meinen früheren Tätigkeiten als Maschinenbediener, Mechaniker, Landschaftsgestalter oder Stahlbautechniker – viele Stunden meines Alltags beim Computer sitze, spürte ich die innere Unruhe noch intensiver, und auch nach außen fällt sie stärker auf. Eine längere Zeit Still zu sitzen, ist für mich ohne Medikamente bis heute unmöglich.

Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren beschäftige ich mich nun intensiv mit dem Thema ADHS und habe gelernt, die Herausforderungen besser zu verstehen und Wege zu finden, besser damit umzugehen. Dieser Prozess hat mir nicht nur im Alltag, sondern auch in meiner Arbeit als Coach eine neue Perspektive eröffnet.

ADHS und Coaching

Ein klassisches Coaching-Konzept funktioniert nicht immer bei Menschen mit ADHS. Denn das Gehirn arbeitet hier schlicht anders:

  • Aufmerksamkeit und Fokus halten aufgrund einer Fehlregulation in Verfügbarkeit und Wirkung von Dopamin oft nicht lange an.
  • Motivation entsteht eher aus Emotionen oder Interessen heraus, als aus reiner Logik.
  • Struktur und Routinen sind zwar hilfreich, aber gleichzeitig auch schwerer aufrechtzuerhalten.

Was ich als Coach tun kann

Nicht immer lässt sich mit der ADHS-Symptomatik gleich gut umgehen. An manchen Tagen ist einfach wenig Energie vorhanden und diese Tatsache muss in die Planung und Kommunikation mit einfließen. Bestimmte Punkte können jedoch wesentlich zu einer Verbesserung der Zusammenarbeit beitragen:

  • Verständnis statt Bewertung – das Gefühl, so angenommen zu werden, wie man ist und trotzdem auf ein Ziel hin zu arbeiten.
  • Kleine, klare Schritte – das große Ganze zu sehen, wirkt oft überfordernd. Deshalb ist es sinnvoll, ein großes Ziel in viele kleine zu zerlegen.
  • Flexible Strategien – die Verfügbarkeit von Energie und Konzentrationsfähigkeit ist besonders für Menschen mit ADHS sehr unterschiedlich. Pläne sollten diese Tatsache berücksichtigen. Manche Strategien müssen häufiger und individueller angepasst werden, als es bei neurotypischen Personen der Fall wäre.
  • Hilfen gegen Ablenkung – Reminder, einfache Checklisten oder Routinen, die in den Alltag passen, ohne zu überfordern. Egal, wie klein diese Schritte sind.
  • Stärken betonen: Viele Menschen mit ADHS haben eine enorme Kreativität, schnelle Auffassungsgabe und viel Energie – wenn man diese richtig kanalisieren kann.
  • Selbstwert fördern: Viele Betroffene haben jahrelang das Gefühl vermittelt bekommen, „zu viel“ oder „zu wenig“ zu sein – Coaching kann helfen, das eigene Potenzial wieder zu erkennen und hervorzuholen

Fazit – ADHS im Zusammenhang mit Coaching braucht Individualität

ADHS in Verbindung mit Coaching ist ein spannendes Feld, welches viel Potenzial entfalten kann – wenn beide Seiten bereit sind, flexibel zu denken und den Weg gemeinsam anzupassen. Während Klient:innen Verständnis, praktische Unterstützung und realistische Strategien brauchen, ist es für Coaches entscheidend, Geduld, Empathie und Kreativität mitzubringen. Richtig eingesetzt, kann Coaching so zu einem echten Gamechanger werden – gerade wegen der besonderen Stärken von ADHS.

Egal, in wie fern du mit dem Thema ADHS zu tun hast – ich hoffe, du konntest heute wieder den ein oder anderen hilfreichen Tipp für dich mitnehmen.

Falls du Fragen hast, schreib mir sehr gerne oder lass ein Kommentar direkt unter dem Beitrag da.

Beitragssuche

Newsletter Anmeldung

Hol dir kostenlos Feedback zu deinem Trainingsplan

Lade deinen Plan hoch und erhalte auf dein Ziel abgestimmte Verbesserungsvorschläge.

aktuelle Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert